Kinopreis des Kinematheksverbundes

Der Kinopreis des Kinematheksverbundes wird seit 2000 jedes Jahr vom Kinematheksverbund im Auftrag der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) für kulturelle und besonders kuratierte Filmprogramme des Vorjahres vergeben. Ausgezeichnet wird Kino, das zurückblickt; Kino, das bildet; Kino, das verbindet und Kino, das wagt.

Preisträger 2023

Am 28. Oktober 2023 wurden im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung im Filmhaus am Potsdamer Platz zum 24. Mal die Kinopreise des Kinematheksverbundes vergeben. Die Preisgelder wurden von der BKM zur Verfügung gestellt. Mit Preisen in vier Kategorien wurde die Arbeit von kommunalen Kinos und filmkulturellen Initiativen ebenso gewürdigt wie ihr Engagement bei der Weiterentwicklung des Kinos als Ort der Vielfalt, als kultureller Treffpunkt und Kulturgut. 4 Kinos wurden mit Hauptpreisen und 16 weitere mit zweiten Preisen ausgezeichnet.

Der mit 6.000 € dotierte Lotte-Eisner-Preis geht an das Sinema Transtopia in Berlin-Wedding.
Das Sinema Transtopia ist eine bundesweit einmalige Institution, die die Jury nicht nur mit ihrem innovativen Programm und dessen diskursfreudiger Präsentation überzeugte, sondern auch mit ihrer professionellen und zeitgemäßen Außendarstellung und nicht zuletzt einer hohen Besucher*innen-Akzeptanz. Die Jury hofft, dass der Preis dazu beitragen kann, dass das Sinema Transtopia seine erfolgreiche Arbeit auch am neuen Standort in Berlin-Wedding mit unverminderter Energie langfristig fortfuhren kann.

Folgende vier Kinos erhalten die mit jeweils 2.000 € dotierten Hauptpreise:

Kino, das Zurückblickt

Kino, das BIldet

Filmmuseum (München)
Mit seinem gut kuratierten Programm, häufig ergänzt durch Einführungen und mit Gästen, trägt das Kino aktiv zum Erhalt und der Verbreitung des Filmerbes bei. Besonders hervorzuheben sind die lnternationalen Stummfilmtage im Innenhof des Stadtmuseums, die 2023 zum dritten Mal stattfanden. Die Filme wurden von renommierten internationalen Stummfilmmusikern live begleitet, ein Höhepunkt war der Auftritt eines Orchesters, das so im Kinosaal keinen Platz gefunden hatte. Erwähnenswert sind auch die sehr informativen Programmhefte, die mit ausführlichen Texten Lust auf Kino und Entdecken machen.

Filmhaus Nürnberg
Ein breit gefächertes Programm in der Kinderkinosparte sowie die Hingabe in der Kuratierung thematischer Schulreihen überzeugten die Jury, das Filmhaus Nürnberg in dieser Kategorie mit dem ersten Preis auszuzeichnen. Mit einem Blick für das Nürnberger Publikum und aktuelle Ereignisse werden in der Reihe »Cine international« Filme aus der ganzen Welt in Originalsprache mit Untertiteln gezeigt, außerdem gibt es Zusammenarbeiten mit Geflüchtetenorganisationen und regionalen Kooperationspartner*innen. Zudem runden einmal im Monat Stummfilme mit Livemusik, Schwerpunkte, die intensiv zurückblicken, und die gut kuratierten »Specials« das vielfältige Programm ab.

Kino, das verbindet

Kino, das wagt

Kommunales Kino Pforzheim
Den ersten Preis in der Kategorie »Kino, das verbindet« erhielt das Kommunale Kino Pforzheim für sein breites Portfolio an Formaten und Ideen, um so vielen Bürger*innen wie möglich ein Angebot machen zu können. Dabei scheut das Kommunale Kino Pforzheim nicht, seine eigenen vier Wände zu verlassen: Ob Freiluftkino oder mit einer thematischen Anbindung an dritte Orte, das Programm ist individuell abgestimmt und liebevoll kuratiert. Das ist >aufsuchende Filmkultur< vom Feinsten. Auch die vielseitigen Angebote für Kinder und Jugendliche, Filme zur Stadtgeschichte, der »Theater Treff Kino« oder »Film und Frühstück« zeigen: Das Kommunale Kino ist bestens vernetzt und viele Themen kommen auch aus der Bürger*innenschaft: Vom Badischen Blinden- und Sehbehindertenverein über den Jugendgemeinderat bis zur Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes sind die Kooperationen breit gefächert und doch sehr bewusst ausgewählt.

Pupille e.V. (Frankfurt am Main)
Der Jury gefiel vor allem der Fokus auf Kurz- und Experimentalfilme (die ja dem Begriff nach schon ein Wagnis sein können). Das Programm der Pupille ist sehr gut kuratiert. Die Mitglieder des Vereins werden durch ihre ehrenamtliche Tätigkeit vorbildlich an Kinoarbeit herangeführt.

Weitere 19 Kinos wurden für ihre Arbeit mit einem Preis in Höhe von jeweils 1.000 € honoriert:

Metropolis Kino – Kinemathek Hamburg e. V.

Kino im Sprengel, Hannover

Kino des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, Frankfurt am Main

Filmclub 813 e.V., Köln

Clubkino im Lingnerschloss, Dresden

Zebra Kino e.V., Konstanz

City 46 – Kommunalkino Bremen e.V.

CinéMayence, Mainz

Kommunales Kino Freiburg

Cinema Quadrat e.V., Mannheim

Kommunales Kino Rendsburg e.V.

Kino achteinhalb, Saarbrücken

Kinothek Asta Nielsen e.V., Frankfurt am Main

B-Movie Kulturinitiative auf St. Pauli e.V., Hamburg

Kino in der Pumpe, Kiel

Cinémathèque Leipzig e.V.

UT Connewitz e.V. (Leipzig)

Kommunales Kino der VHS Leverkusen

CinéMayence – AG Stadtkino e.V. (Mainz)

Ehrenpreis des Kinematheksverbundes für die Verdienste um die Filmkultur und das Filmerbe

Den Ehrenpreis des Kinematheksverbundes erhielt 2023 Jeanpaul Goergen.

Der Filmhistoriker, Kurator und Autor bringt seit Jahren unbekannte Archivraritäten auf die Leinwand und widmet seine Forschung insbesondere auch nicht kinogängigen Formaten wie Reise-, Industrie- und Werbe- oder Amateurfilme auf obsoleten Bildträgern. Damit engagiert er sich in besonderer Weise für den Erhalt und die Vermittlung von Werken an den Rändern der Filmgeschichtsschreibung.

Die Laudatio hielt die Filmwissenschaftlerin Prof. Dr. Britta Hartmann von der Universität Bonn.

Die Jury gratuliert den Preisträgern, wünscht allen Kinos und ihren Mitarbeiter*innen weiterhin viel Energie und Einfallsreichtum für die Programmgestaltung und hofft, dass das Publikum aus allen Altersstufen den Weg in die Säle zurückfindet.

Zur Jury

Die fünfköpfige Fachjury wird für jeweils drei Jahre benannt. Seit 2023 gehören Michael Höfner (AG Verleih), Sven von Reden (Verband der deutschen Filmkritik e. V.), Leonie Rieth (Bundesverband Jugend und Film e. V.), Vera Schöpfer (Bundesverband kommunale Filmarbeit e. V.) und Erika Wottrich (Kinematheksverbund) der Jury an.

Der Kinopreis wird im Auftrag der BKM vom Kinematheksverbund verliehen und durch Mittel der BKM ermöglicht.

Die Preise der Vorjahre