Die folgenden neun Kriterien wurden 2005 in Nürnberg auf dem 1. Bundeskongress der Kommunalen Kinos formuliert und verabschiedet. Sie definieren den unverzichtbaren Bildungs- und Kulturauftrag Kommunaler Kinos.

Kinomachen ist eine Kunst
Das Kommunale Kino zeichnet sich durch eine Programmkonzeption aus, hinter dem Jahres- wie auch dem Monatsprogramm steht ein Gesamtkonzept. Kinomachen ist eine kuratorische Arbeit, eine künstlerische, kreative, inhaltliche Praxis: Kinomachen ist eine Kunst. Das Programm verbindet Altes und Neues, Östliches und Westliches, kümmert sich besonders um das deutsche und europäische Filmschaffen, vergisst die „Filme des Südens“ aus Afrika, Asien und Lateinamerika nicht und widmet sich allen Genres gleichermaßen. Die Filme werden in aller Regel nicht isoliert präsentiert, sondern in einen Kontext eingebettet.

Avantgarde
Kommunale Kinos sind Kinos mit Mut zum Experiment. Seit jeher sind sie Vorreiter für neue – oft intermediale – Präsentations- und Kinoformen und zeigen sich aufgeschlossen gegenüber neuen Techniken. Sie sind erste wichtige Station für den Filmnachwuchs.

Gedächtnis des Films
Kommunale Kinos sind Garanten für die lebendige Vermittlung von Filmgeschichte und Bewahrer des filmischen Gedächtnisses. Sie entwickeln immer wieder innovative und originelle Modelle, um Filmgeschichte professionell im attraktiven Rahmen zu präsentieren. So halten sie nicht nur die Geschichte des Films präsent, sondern machen gleichzeitig die politische, wirtschaftliche und soziale Geschichte einer Stadt, Region oder eines Landes unmittelbar erlebbar.

Schule des Sehens
Das Kommunale Kino ist eine unersetzbare „Schule des Sehens“. Wir alle lernen in der Schule Lesen, Rechnen und Schreiben, aber nicht Sehen. Das Kommunale Kino leistet hier durch mannigfache medienpädagogische Aktivitäten ein Programm audiovisueller Alphabetisierung und fördert so die Medienkompetenz aller Altersstufen. Das Kino als primärer Ort der Filmbildung wird zum Lernort für Kinder und Erwachsene, Schüler und Lehrer.

Kino, das verbindet
Kommunale Kinos sind ein Treffpunkt, ein Ort der Kommunikation, des Diskurses zwischen Kinomachern und Publikum, zwischen Publikum und Filmemachern sowie der Besucher untereinander. Kommunale Kinos sorgen dafür, dass Kino sich auch als Ort der Begegnung und des Austauschs weiterentwickelt.

Kino für alle
Das Kommunale Kino ist „Kino in der Stadt für die Stadt“. Es ist den sozialen, politischen und ästhetischen Interessen der Menschen zugewandt, sein Programm ist eng mit der lokalen, regionalen und historischen Kulturlandschaft verbunden. Dazu gehören auch umfangreiche Service-Funktionen für die Stadt. Kommunale Kinos erfüllen durch interkulturelle Kooperationen mit anderen Kultureinrichtungen, Institutionen oder Vereinen einen wichtigen kulturpolitischen Auftrag.

Kino mit Haltung
Kommunale Kinos greifen aktuelle gesellschaftspolitische Themen auf, mischen sich engagiert als Akteure ein und beziehen Stellung. Sie integrieren unterschiedliche Zuschauerkreise und Kooperationspartner. Innerhalb der Kommune wirken sie so integrativ, interkulturell und partizipativ.

Kino mit Format
Die technischen Standards Kommunaler Kinos sind hoch angesetzt. Oft verfügen sie als einzige Kinos einer Stadt über die technische Ausstattung und das Know How, alle Formate, vom Stummfilm bis zur neuen digitalen Technik, korrekt zu präsentieren. So fungieren die Kommunalen Kinos als Schnittstelle zwischen klassischer Filmkunst und Neuen Medien.

Kino mit Kompetenz und Leidenschaft
Professionalität und Leidenschaft. Kommunale Kinomacher zeichnen sich durch Kompetenz in Theorie und Praxis aus und bilden sich ständig weiter. Charakteristisch sind ihre Leidenschaft fürs Kino und ihre Liebe zum Film. Ihr Kino ist ein Kino mit Gesicht; sie suchen und pflegen den persönlichen Kontakt zu ihren Besuchern.