Der Kinopreis des Kinematheksverbundes wird seit 2000 jedes Jahr vom Kinematheksverbund im Auftrag der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) für kulturelle und besonders kuratierte Filmprogramme des Vorjahres vergeben. Ausgezeichnet wird Kino, das zurückblickt; Kino, das bildet; Kino, das verbindet und Kino, das wagt.
Preisträger 2024
Am 26. Oktober feierte der Kinopreis des Kinematheksverbunds im Filmhaus am Potsdamer Platz sein 25. Jubiläum. Bereits seit einem Vierteljahrhundert würdigt der Preis Kinos und filmkulturelle Initiativen in Deutschland für ihr kreatives Programm und ihre Leidenschaft für die Filmkunst. In einer festlichen Verleihung wurden Preisgelder in Höhe von 30.000 Euro an 21 Preisträgerkinos vergeben, um herausragende Kinoarbeit auszuzeichnen.
Zeughauskino Berlin erhält Lotte-Eisner-Preis
Spitzenpreis, dotiert mit 6.000 €
Die Jurybegründung: »Das Zeughauskino verbindet mit seinem Programm auf einmalige Weise deutsche Geschichte mit filmästhetischen Diskursen und gesellschaftspolitischen Themen: Das zeigen liebevoll kuratierte Reihen wie zum Beispiel zur körperlichen Selbstbestimmung von Frauen oder Filmzensur im Westdeutschland der 1950er und 60er-Jahre, genauso wie der intensive Blick auf scheinbar Nebensächliches oder Nischiges: So finden auch die Nebendarsteller*innen des frühen deutschen Tonfilms oder non-fiktionale Werke der deutschsprachigen Filmgeschichte einen gebührenden Platz im Zeughaus.
Besonders hervorzuheben ist auch das deutliche Bestreben, durch Retrospektiven zu Regisseur*innen wie Róża Berger-Fiedler, Claudia von Alemann oder Věra Chytilová, das oftmals unterrepräsentierte Filmschaffen von Frauen in den Fokus zu nehmen.
Das Zeughauskino zeigt insgesamt eindrücklich, wie man durch die Vergangenheit die Gegenwart reflektieren und in die Zukunft blicken kann.«
Preise in den Kategorien
Hauptpreise dotiert mit je 2.000 €, die zweiten Preise mit je 1.000 €
Kino, das Zurückblickt
Kino, das BIldet
Kino im Blauen Salon (HfG Karlsruhe)
Dem Namen nach ein Salon, aber offen für alle. Fünfzehn Ehrenamtliche haben sich hier der Bewahrung hauptsächlich des analogen Films als kulturelles Erbe verschrieben. Das Design von Werbematerial und Website ist vorbildlich. Die Jury verneigt sich mit dieser Auszeichnung auch vor Thomas Heise, auf dessen Initiative dieses herausragende Unikino 2009 entstand.
Clubkino im Lingnerschloss (Dresden)
Ein breit gefächertes Programm für ein junges Publikum sowie die Hingabe an die Weiterentwicklung von regionalen Kooperationspartnerschaften überzeugten die Jury, das Dresdner Clubkino im Lingnerschloss in der Kategorie »Kino, das bildet« mit dem ersten Preis auszuzeichnen. Das rein ehrenamtliche Team konzentriert sich ganz auf Kurzfilme und kombiniert dabei DEFA-Klassiker – unter besonderer Berücksichtigung der Dresdner Trickfilmgeschichte – mit aktuellen Produktionen. Der 2023 neu gegründete »Kurz.Film.Club.« für Kinder und Jugendliche intensiviert die aktive Einbindung der jungen Zielgruppe in die Kinovorstellungen. Zudem runden liebevoll kuratierte Formate mit Kurzfilmen, Literatur und Musik das Programm ab.
Kino, das verbindet
Kino, das wagt
Kommunales Kino Freiburg
Es beeindruckt mit 89 Kooperationen, die den Austausch zwischen sozialen und kulturellen Gruppen fördern. Dabei sind besonders die Zusammenarbeit mit Migrant*inneninitiativen sowie die 2023 entstandene Kooperation mit dem Arbeitskreis Behinderte an der Christuskirche (ABC) hervorzuheben. Mit dem Festival Celebrating New Wave: Kunst in Almanya, das Werke von aus der Türkei emigrierten Künstler*innen in den Mittelpunkt stellt, schafft das Kino nicht nur Raum für Film, sondern auch für interkulturelle Begegnungen und Netzwerke, die nachhaltig wirken. So entsteht ein lebendiger Ort des Austauschs, der sowohl künstlerisch als auch menschlich Brücken baut und die Filmkultur als verbindendes Element stärkt.
Filmkollektiv (Frankfurt am Main)
für sein liebevoll kuratiertes Programm, das der Selbstbeschreibung als »Projektionsraum für unterrepräsentierte Filmkultur« alle Ehre macht. Mit durch Ausstellungen ergänzten Werkschauen, Masterclasses und Lesungen zu in Deutschland wenig bekannten Filmemachern wie Eugène Green und Bertrand Mandico füllt es nicht nur in Frankfurt eine Lücke. Wobei man hervorheben muss, dass das Programm auf ehrenamtlicher Basis entsteht und das Filmkollektiv kein eigenes Kino hat – was gerade bei den oftmals analogen Vorführungen eine besondere Herausforderung darstellt.
Zweite Preise
Metropolis Kino – Kinemathek Hamburg e. V.
Kino im Sprengel, Hannover
Filmclub 813 e.V., Köln
Filmmuseum München
Pupille – Kino an der Uni, Frankfurt/M.
Cinema Quadrat, Mannheim
Kommunales Kino Pforzheim
Kino achteinhalb, Saarbrücken
Ankersaal, Burghausen
Kommunales Kino Esslingen
Filmhaus Nürnberg
Caligari FilmBühne, Wiesbaden
aka Filmclub, Freiburg
B-Movie Kulturinitiative auf St. Pauli e.V., Hamburg
Kulturhaus Heidekrug 2.0., Joachimsthal
Cinémathèque Leipzig e.V.
Ehrenpreis des Kinematheksverbundes für die Verdienste um die Filmkultur und das Filmerbe
Helke Sander, Filmemacherin und Autorin
Sander, eine Pionierin des feministischen Films, hat mit ihrem Werk die deutsche und internationale Filmlandschaft geprägt. Ihre Filme reflektieren tiefgehend gesellschaftliche und politische Themen und setzen wichtige Impulse für die Entwicklung der Filmkultur. Mit dieser Auszeichnung würdigt der Kinematheksverbund Sanders jahrzehntelanges Schaffen, das Generationen von Filmschaffenden und Publikum inspiriert hat.
Laudatio: Claudia Lenssen (Autorin und Filmwissenschaftlerin)
Die Jury gratuliert den Preisträgern, wünscht allen Kinos und ihren Mitarbeiter*innen weiterhin viel Energie und Einfallsreichtum.
Zur Jury
Die fünfköpfige Fachjury wird für jeweils drei Jahre benannt. Seit 2023 gehören Michael Höfner (AG Verleih), Sven von Reden (Verband der deutschen Filmkritik e. V.), Leonie Rieth (Bundesverband Jugend und Film e. V.), Vera Schöpfer (Bundesverband kommunale Filmarbeit e. V.) und Erika Wottrich (Kinematheksverbund) der Jury an.
Der Kinopreis wird im Auftrag der BKM vom Kinematheksverbund verliehen und durch Mittel der BKM ermöglicht.